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Alumni Internationals in unserem Netzwerk: Ralf Jauch

Wir stellen "Internationals" aus unserer Region vor: Einer von ihnen ist Ralf Jauch. Ralf ist ein deutscher Wissenschaftler aus der thüringischen Stadt Jena, der in China als Vollzeit-Forschungsstipendiat der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) am Guangzhou Institute of Biomedicine and Health forschte. Ralf erwarb seinen Bachelor-Abschluss in Biologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und ist jetzt außerordentlicher Professor an der University of Hong Kong. Seine Hauptforschungsinteressen liegen in den Bereichen Genomik, Stammzellbiologie und Strukturbiologie. Ralf Jauch widmet sich der Förderung des akademischen Austauschs zwischen China und Deutschland und ermöglicht Doktoranden, in seinem Labor Forschungsarbeiten für ihre Abschlussarbeiten durchzuführen. In einem Interview haben wir ihn zu seinem Karriereweg und seinen Tipps für Studierende und Promovierende befragt. (By kristin.hesche)

10.10.2022

Interview mit Ralf Jauch

Zunächst einmal: du lebst und arbeitest in Hongkong, China. Gerne hätten wir im vergangenen Jahr unser Partnerschaftszentrum in Shanghai besucht. 

Das war aufgrund der Pandemie-Situation nicht möglich. Kannst du uns kurz aus erster Hand berichten, was reisetechnisch wieder möglich ist?

Ich durfte nach einer 3-tägigen Hotelquarantäne nach Hause und hatte dann eine Phase der 'Selbstkontrolle', die heute mit dem letzten PCR-Test nach 10 Tagen de facto abgeschlossen ist. Bei uns ist es also noch ein bisschen strenger als anderswo, aber es geht hoffentlich weiter in Richtung Öffnung.

Ralf, du arbeitest in einem spannenden Bereich. Hattest du diesen Plan schon früh für dich oder was hat dich beruflich und persönlich dazu gebracht?

Mein Biologiestudium an der FSU 1998-2000 hat das Interesse an Zellen und den Molekülen des Lebens in mir geweckt. Allerdings war ich anfangs sehr breit aufgestellt und belegte auch Kurse in Ur- und Frühgeschichte und Psychologie. So habe ich mir mit der Spezialisierung Zeit gelassen.  

Kannst du kurz skizzieren, woran du derzeit forschst und welche praktischen Anwendungen deine Forschung hat?

Getreu dem Motto, dass man nur das wirklich verstehen kann, was man beeinflussen kann, zielt meine Forschung darauf ab, mit Hilfe künstlich veränderter Biomoleküle Stammzellen mit einem hohen Wirkungsgrad herzustellen.  Wir nutzen Methoden der Zellreprogrammierung und der gezielten Veränderung von Schaltermolekülen, die den Zellen ihre Identität geben. Wir arbeiten zum Beispiel an Methoden, um Hautzellen in Stammzellen umzuwandeln, die in Embryonen oder im Gehirn vorkommen. Diese Zellen können dann genutzt werden, um Krankheiten besser zu verstehen und Therapien zu entwickeln.  

Wenn jemand eine Karriere wie du anstrebt, welchen Weg könnte er einschlagen? Welche Empfehlungen kannst du (angehenden) Wissenschaftlern geben, die eine Internationalisierung in Betracht ziehen wollen?

Man sollte frühzeitig die Möglichkeit nutzen, Erfahrungen in anderen Kulturen zu sammeln. Es gibt bereits zu Beginn des Studiums gute Möglichkeiten für Praktika oder Projektarbeiten. Empfehlen kann ich z.B. das DAAD-RISE-Programm, über das ich schon oft Gäste aus der Heimat begrüßen konnte.

Wie war dein Weg dahin?

Nach dem Vordiplom bin ich über das Erasmus-Programm an die University of Manchester gegangen und habe mich für einen Master/PhD-Studiengang an der Universität Göttingen mit einem sehr hohen Anteil an ausländischen Studierenden entschieden. Dadurch wurde es ein bisschen normal, sich in einem englischsprachigen Umfeld zu bewegen, und der nächste Schritt nach Singapur war nicht mehr so groß.  

Als so genannter Forschungs-Alumni bist du ein potenziell sehr gefragter Partner der FSU Jena und der Universität in Göttingen. Kannst du kurz beschreiben, wie die Beziehung ist und ob du noch in Kontakt stehst und wenn ja, mit wem (Rollen/Strukturen dafür an der Universität, wie Alumni-Büro oder ähnliches)?

Meine Graduiertenschule in Göttingen hält den Kontakt zu uns über Newsletter, Konferenzen, Alumni-Datenbanken und soziale Medien. Das hilft, den Kontakt über die Jahre zu halten, und es haben sich auch wissenschaftliche Kooperationen entwickelt. Mit der Universität Jena versuche ich, durch gemeinsame Forschungsprojekte und gelegentliche Besuche in Kontakt zu bleiben.

Ist das strukturiert oder eher individuell und oft auch Glückssache, die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort getroffen zu haben?  

Es ist individuell und richtet sich nach dem Forschungsinteresse. Natürlich muss auch die Chemie zwischen den beteiligten Personen stimmen.

Wir haben auch ein Auge auf Gründer und Startups. Da interessiert uns natürlich, ob du schon einmal mit dem Gedanken gespielt hast, selbst ein Unternehmen zu gründen?

Das ist an der University of Hong Kong durchaus erwünscht und wird durch verschiedene Förderprogramme unterstützt. Ich bin Teil eines 'Center for Translational Stem Cell Biology', das mehrere Start-ups hervorbringen will. Ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann.  

Wir sind gerade dabei, weitere Dienstleistungen für unsere Zielgruppen (Studenten, Wissenschaftler, Start-ups) aufzubauen und würden gerne wissen, welche für dich relevant oder willkommen wären.

Eine Seminarreihe, bei der sich interdisziplinäre Forscher untereinander und mit Vertretern der Industrie austauschen, ist sicherlich eine gute Idee. Auch der Austausch von Studierenden ist ein wichtiges Element und ich würde mich freuen, Gäste aus der FSU für Projekt-, Master- oder Promotionsarbeiten begrüßen zu dürfen.  

Du bist bereit, bei der Vernetzung in Hongkong zu helfen. Wie kann man dich am besten kontaktieren?

https://www.sbms.hku.hk/staff/ralf-jauch  

https://www.linkedin.com/in/ralf-jauch-07089326/

 

Welcher Text/Artikel/Buch hat dich zuletzt am meisten beeindruckt?

The Age of Blur: The Bright and Dark Years of Physics 1895-1945, ein Geschenk meiner Eltern, das ich während meiner Quarantäne verschlungen habe.

Wenn wir dich in Hongkong besuchen, was müssen wir unbedingt sehen und warum?

Eine Fahrt mit der Star Ferry über den Victoria Harbour ist eine großartige und preiswerte Möglichkeit, sich einen Eindruck von der Stadt zu verschaffen, die hoffentlich bald wieder "Asiens Weltstadt" sein wird.  

 

Wenn du mehr über Karrieremöglichkeiten und Internationalisierung erfahren möchtest, kontaktiere uns.

 

10.10.2022