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International Teams in unserem Netzwerk: Ideatarmac

Wir zeigen Vorbilder, die bereits in international ausgerichteten Teams und in der Region tätig sind, wie Ideatarmac - im E-Commerce. Sie erzählen, wie sie sich als internationale Organisation in der Region Mitteldeutschland entwickelt haben. Sie erfahren, worauf es bei der Gründung wirklich ankommt und welche Strategien zur Mitarbeitergewinnung Sie überraschen werden. Hier ist, was sie zu sagen haben: (By kristin.hesche)

10.08.2022

Interview mit Ideatarmac - "Die Planer, die Designer und die Macher des E-Commerce"

Pratyush gründete 2013 das Unternehmen, das zum E-Commerce-Sektor gehört. Derzeit gibt es zwei Niederlassungen, in Jena/ Deutschland und in Bangalore/ Indien mit insgesamt 28 Mitarbeitern. 

Die Kundennachfrage ist groß, weshalb das Ziel ist, bis Ende des Jahres auf 50 Mitarbeiter zu wachsen.

Über seine Rolle sagt Pratyush: “Ich kümmere mich um so ziemlich alles, was dazugehört, wie Strategie, Vertrieb, Verwaltung; aber hauptsächlich konzentriere ich mich auf den Produkt-Markt-Fit - die Entwicklung des Optimums für unsere Produkte und Dienstleistungen.”

Clemens, seit 2019 Projekt- und Produktmanager, ist hauptsächlich für die Kommunikation und Planung zuständig. Mit Kunden ist er meist online per Video verbunden und ganz entspannt, was die Zeitzonenfrage angeht, die gar keine ist, weil sie sich gut mit Kunden abstimmen lässt.

Ursprünglich ist Clemens Biologe und arbeitete als Projektleiter im Bereich der Diagnostik und Entwicklung von medizinischen Tests für Krankheitserreger. Er wechselte zur Automatisierung von Labormanagementsystemen und arbeitet nun als IT-Projektleiter.

Elisabeth ist Teamleiterin für Projekt und Service in der PHP-Plugin-Entwicklung, ist seit 7 Jahren im Unternehmen und hat vorher in anderen Firmen gearbeitet.

 

Ihr alle habt zuvor für andere Unternehmen gearbeitet. Unter anderem Pratyush für Demandware, jetzt Salesforce - die auch mehrere Standorte haben. Warum seid ihr nach Jena gezogen? 

Pratyush: Es war eine sehr persönliche Entscheidung. Ich stand kurz davor, Vater zu werden, und meine Freundin stammt aus Jena - also beschlossen wir, in eine familienfreundliche Umgebung zu ziehen. Ohne Deutsch sprechen zu können, was bei Intershop als Kunde auch nicht nötig war, denn ich betreute hauptsächlich den asiatischen Raum und Amerika.  Übrigens hatten wir schon einmal gemeinsam ein Startup aufgezogen - in der gleichen Konstellation, als wir Ideatamarc gründeten.

Das war damals ein sehr innovatives Konzept, die Lieferung von frisch zubereitetem Essen. Wir hatten etwa 1000 Bestellungen pro Tag, nur niemanden, der wirklich gut kochen konnte. Daraus haben wir gelernt und beschlossen, nur noch Dinge zu tun, die wir gut können. Erstaunlich für andere, dass wir immer noch Freunde sind und es ein zweites Mal versucht haben. Für uns normal, denn wir kennen uns einfach ziemlich gut und schätzen den vertrauensvollen Umgang miteinander.

 

Was war für euch hilfreich, als ihr die Firma hier in Jena gegründet habt?

Pratyush: Rückblickend war es eine sehr gute Entscheidung, in Jena zu bleiben und hier ein Unternehmen zu gründen. Zum einen gibt es in der Universitätsstadt viele gute Mitarbeiter und es sind die kurzen Wege und die schnell geknüpften Kontakte, die für mich sehr wertvoll waren - zum Beispiel habe ich mit meinem Steuerberater, der kein Englisch sprach, Deutsch gelernt. Außerdem hat er uns mit viel Geduld durch den gesamten Gründungsprozess geführt, der vor allem in steuerlicher Hinsicht recht komplex und nervenaufreibend war. Wir konnten in einem kostengünstigen Coworking Space klein anfangen und dort wachsen, bis wir in unser eigenes Büro umzogen, und trafen außerdem viele Menschen, die uns unterstützten. 

 

Und was waren weitere Herausforderungen für euch?

Pratyush: Anfangs war es etwas schwierig, Mitarbeiter zu finden. Wir versuchten es über verschiedene Kanäle, suchten in Foren. Auch der Aufbau des Vertriebs war anfangs schwierig - als Ausländer, der kein Deutsch spricht, muss man versuchen, die Leute von seinen Produkten zu überzeugen und Vertrauen zu gewinnen. Dann kam der Tipp, mindestens 1-2 deutsche Mitarbeiter für den Vertrieb einzustellen. Man braucht sie, um den sprachlichen und kulturellen Kontext zu verstehen. Apropos Kultur: Ein deutsches und ein indisches Team zusammenzubringen, ist immer noch eine Herausforderung, vor allem was die Kommunikation angeht - was man spricht und wie man spricht.

Hier gibt es große Unterschiede. Um ein Beispiel zu nennen: Erwarte keine Antwort, wenn ein indisches Team aufgefordert wird, sich an die Gruppe zu wenden und Vorschläge zu machen. Man muss jemanden direkt auffordern, genau dies und das zu beantworten. Es gab große Lernphasen auf beiden Seiten, die uns heute helfen, Kunden und unsere eigenen Teams aus verschiedenen Kulturen zu verstehen. Ich sehe meine Aufgabe darin, Brücken zu bauen - zu verstehen, was die Menschen jeweils brauchen.

 

Haben ihr schon einmal in internationalen Teams gearbeitet? Wie war die mögliche Übergangsphase für euch und welche Arbeitskultur erlebt ihr heute?

Elisabeth: Für mich ist es die erste Erfahrung in einem internationalen Arbeitskontext. Ich habe Ideatarmac einfach als 2. Google-Ergebnis gefunden, mich spontan beworben und direkt ein offenes Arbeitsumfeld erlebt. Dort wollte ich bleiben. Meine größte Hürde war es, Englisch zu sprechen - das musste ich in der Schule erst einmal schaffen. Pratyush meinte dann, das würde ich bei der Arbeit lernen. Das tat er auch. (Lacht) Insgesamt ist die Kommunikation das Wichtigste und gleichzeitig das Schwierigste. Ich musste lernen, mich ganz einfach auszudrücken und meine Gedanken für alle verständlich zu machen. Ich habe mich wirklich weiterentwickelt und habe die Zeit bekommen, die ich dafür brauchte.

Clemens: Nun, ich war es bereits gewohnt, in internationalen Teams zu arbeiten, und davor war ich sowohl als Projektleiter in der Diagnostik als auch in der IT für noch größere, längerfristige Projekte verantwortlich. Die Projekte, die ich heute leite, sind kleiner, laufen aber oft parallel und schneller. Das Umfeld in der Biologie stand in krassem Gegensatz zur IT, einfach weil es weniger Stellen und mehr Bewerber und damit mehr Ausbeutung von Mitarbeitern gibt. Ich habe in früheren Unternehmen in der IT ähnliche Erfahrungen gemacht wie heute, die Teams haben gut funktioniert. Allerdings habe ich beobachtet, dass die Arbeitsatmosphäre für den Einzelnen maßgeblich vom Chef bestimmt wird, und wenn da die Beziehungsebene nicht stimmt, wirkt sich das auf die Moral aus. Egal, wie gut sich das Team versteht. 

Pratyush: Wir haben unsere Arbeitskultur so gestaltet, dass wir und unsere Mitarbeiter eine möglichst freundliche und zuvorkommende Atmosphäre mit viel Freiraum genießen. So, wie wir es uns als Angestellte gewünscht hätten: Zeit zu haben, um zu lernen. Vertrauen geben und empfangen, um ein gutes Team zu werden. Deshalb haben wir uns dagegen entschieden, dass unsere Mitarbeiter jede Minute ihrer Arbeit dokumentieren, weil wir glauben, dass das die falschen Signale sendet. Wir glauben, dass ein gutes Verhältnis die Arbeit viel angenehmer macht, das Team ist besser motiviert für selbstständiges und verantwortungsvolles Handeln. 

 

Wie wählt ihr Mitarbeiter aus? Wie beurteilt ihr, wer gut zu euch passt?

Pratyush: Tatsächlich ist unser erfolgreichster Rekrutierungskanal die Empfehlung unserer Mitarbeiter. Schließlich ist dies die Denkweise, die am ehesten im Freundes- und Bekanntenkreis zu finden ist. Wenn ein Lebenslauf nicht hundertprozentig zur Stelle passt, aber die Persönlichkeit des Bewerbers zum Team passt und er oder sie engagiert ist, dann ist er oder sie willkommen. Übrigens hat es in all der Zeit noch nie eine perfekte Übereinstimmung gegeben, weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Das Bauchgefühl hat das letzte Wort. So haben wir auch in Indien das Team zusammengestellt. Tatsache ist, dass Menschen keine gute Arbeit leisten können, wenn sie sich in ihrem Umfeld nicht wohlfühlen.

 

Wenn sich Zahl der Mitarbeiter bis Ende des Jahres wahrscheinlich verdoppeln wird - wie gestaltet ihr diesen Organisationsprozess und was stimmt euch optimistisch?

Pratyush: Das ist eine Frage, die uns im Moment sehr beschäftigt. Ich möchte auf jeden Fall unseren Arbeitsstil, unsere Kultur beibehalten und setze bei der Personalauswahl auf den oben erwähnten Netzwerkeffekt - wenn die Mitarbeiter deine Arbeitskultur verstehen, werden sie Leute mit einer ähnlichen Arbeitskultur ins Unternehmen holen oder dies bei Einstellungsgesprächen berücksichtigen. Nun ist der Markt in Jena begrenzt, es gibt viele Unternehmen, die Mitarbeiter mit den von uns benötigten Fähigkeiten suchen - die Konkurrenz ist groß. 

 

Wen sucht ihr gerade und wo? Und wie geht ihr bei der Suche vor?

Pratyush: Wie ich schon sagte, gibt es 10-15 große Unternehmen in Jena, die vielleicht größere Anreize bieten, um die wenigen Bewerber zu überzeugen. Wir suchen derzeit jemanden für das Projektmanagement und die Programmierung/Entwicklung. Dabei haben wir unsere Suche auf andere Staaten und Länder ausgeweitet. Wir hatten große Hoffnungen, in der Ukraine oder auf den Philippinen fündig zu werden. Im Moment ist es in Deutschland und auch in Indien aufgrund der wirtschaftlichen Umwälzungen schwierig. 

Wir arbeiten mit den Universitäten in Leipzig und Halle zusammen, die gute Kontakte in die Ukraine oder Ägypten haben und etablierte Prozesse mit den dortigen IT-Netzwerken. Dort gibt es Modelle, um mit Freiberuflern zu starten und zu testen, ob die Zusammenarbeit funktioniert. Alternativ hat die Universität Leipzig auch Zugang zu entsprechenden Netzwerken in Bulgarien. 

Wenn das für euch interessant ist, stellen wir gerne den Kontakt her.

 

Pratyush: Ja, das wäre auf jeden Fall interessant und relevant für uns. Wir haben derzeit mehr Anfragen, als wir mit unserem derzeitigen Personal bewältigen können. Bulgarien steht auch schon auf unserer Liste. 

 

Indische und pakistanische Studenten kommen zunehmend nach Jena. Haben Sie bereits Zugang zu den Fachbereichen Informatik oder Physik und Biologie der Universität? Die chinesischen Studenten zum Beispiel geben sich oft gegenseitig Jobs weiter, und das würde dann auch zu eurer Strategie passen, dass hier der Netzwerkeffekt eintreten könnte. 

Pratyush: Wir sind durchaus offen für jede Art von Unterstützung bei der Besetzung unserer beiden Stellen. Wir arbeiten bereits mit studentischen Praktikanten. Allerdings suchen wir derzeit nach erfahreneren Senior-Leuten in den Bereichen Projektmanagement und Entwicklung. Ein wichtiges Einstellungskriterium für solche Stellen ist, dass die Mitarbeiter Deutsch sprechen und idealerweise aus einem europäischen Kulturkreis kommen. Dies wird von unseren Kunden hier im deutschsprachigen Raum gefordert.

Für Junior-Positionen ist aber auch Englisch in Ordnung. Wir haben gute Erfahrungen mit Leuten aus Asien und Südamerika gemacht, die oft schon Berufserfahrung in ihrem Masterstudium haben. Lassen Sie uns also im Gespräch bleiben und schauen, ob wir über die Universität etwas finden können.

 

Welchen Rat würdet ihr jemandem geben, der gerade erst anfängt und sich selbstständig machen will?

Pratyush: Sucht euch euren Lieblingssteuerberater und Leute, die euch unterstützen! Im Idealfall findet ihr einen guten Mentor, der seine eigenen Erfahrungen mit euch teilt. Ausländischen Gründern empfehle ich, sich weniger auf die Prozesse zu konzentrieren und mehr auf das Verständnis der Kultur. Das ist das A und O - zu wissen, was eure Kunden erwarten und eure Mitarbeiter brauchen.

 

Ihr möchtet mehr über Ideatarmac erfahren?

Hier entlang: https://ideatarmac.com/careers/

Oder verbindet euch hier: https://www.linkedin.com/company/ideatarmac/?originalSubdomain=de 

 

Wenn ihr mehr über Unternehmensgründung in Deutschland oder Ostasien erfahren möchtet, kontaktiert uns!

 

10.08.2022